Wenn man die Arbeiten von Hans-Jürgen Kossack versucht zu verstehen, stößt man schnell an die Grenzen. Einerseits ist er ein Meister des Täuschens was Oberflächen, Strukturen, Farben oder Materialitäten angeht, anderseits öffnet er mit seinen Werken Wege in einen Kosmos, der oft eher im Verborgenen bleibt.
Um dies zu verstehen muss man seine Biographie studieren. Er wirkt in jüngerer Zeit als klassisch ausgebildeter Bildhauer der sich viel mit dem harten Stein auseinandersetzt, mit Farboberflächen experimentiert, oder Holz hochprofessionell bearbeitet. Aufgewachsen ist er als Sohn und Bruder von Malern und hat dadurch selber früh ein Interesse und auch Fähigkeiten im Umgang mit diversen Farben entwickelt. Einer Schreinerlehre folgte eine zweite Ausbildung zum Steinbildhauer. Diese verschiedenen Zugänge zu Materialien und Bearbeitungstechniken prägen nun sein Wirken in unvergleichlicher Weise. Kaum einer ist fähig so unterschiedlich zu agieren, immer aber mit einem hohen Maß an Präzision, und bleibt dabei Freigeist.
Gegenüber dieser handwerklichen Raffinesse, diesem Erzeugen von täuschend echt nach Stein aussehenden Arbeiten aus unterschiedlichsten Materialien, den scheinbar schweren und scharfen Metallgegenständen, die aber aus Holz, Kunststoff, Pigmenten und jeder Menge Zeit entstanden sind, steht das Interesse für die Schattenseiten, das Morbide, das Graue, das Vergängliche, das längst Vergangene. Tote Tiere, Schädelfragmente, Maschinenteile irritieren aufs erste. Aber auch hier erkennt man den Geschichtsforscher, den Maschinisten, den Zugbegeisterten. Er erzählt Geschichten in seinen Arbeiten ohne gerne selber darüber zu reden. Geprägt durch das karge Donautal, geschunden durch zahlreiche Stunden am Stein, gegerbt durch die Sonne der Berge ist er doch ein Poet auf seine Art, auf die leise Art, auf den zweiten Blick.
Tobias Maximilian Schnell